Lösungsglühen
Bei der Bearbeitung von austenitischen, nicht-rostenden Stählen kann es zu unerwünschten Veränderungen des Materialgefüges kommen, wodurch die Materialeigenschaften negativ verändert werden können.
Stähle mit bestimmten Legierungszusammensetzungen heißen austenitische Stähle, weil sie beim (langsamen) Abkühlen aus der Schmelze ein sogenanntes austenitisches Gefüge bilden, was bestimmte Materialeigenschaften zur Folge hat, etwa hohe Korrosionsbeständigkeit, sehr hohe Zähigkeit und gute Schweißeignung.
Erfolgt die Abkühlung aber zu schnell kann es bei bestimmten Legierungen zur Bildung unerwünschter Kristalle anderer Phasen (z.B. Ferrit) kommen, die sich nicht wieder auflösen.
So erfolgt etwa beim Schweißen mancher austenitischer Stähle die Abkühlung der geschweißten Stellen so schnell, dass die zwischenzeitlich entstandenen ferritischen Kristalle nicht genug Zeit haben, sich wieder in ein austenitisches Gefüge umzuwandeln. In diesen Bereichen hat das Werkstück dann andere Eigenschaften, etwa in Bezug auf Zähigkeit oder Korrosionsbeständigkeit.
Dem wirkt das Lösungsglühen entgegen. Dabei wird das Werkstück gezielt auf eine geeignete Temperatur gebracht (bei Stählen etwa zwischen 1020 und 1080 °C), bei der seine mechanische Festigkeit zwar erhalten bleibt, die Kristallstruktur sich aber wieder in ein austenitisches Gefüge umwandeln kann. Diese Temperatur wird lange genug gehalten, so dass die unerwünschten ferritischen Kristalle sich auflösen und in austenitische umwandeln können.